Die Schweiz ist im heutigen, digitalen Zeitalter bereits gut positioniert. In Bezug auf das Angebot moderner Technologien, die Nutzung des Internets im Geschäftsverkehr und die Integration von IT in internen und externen Geschäftsprozessen liegt sie weltweit auf den Toprängen (World Economic Forum, The Global Information Technology Report 2014). Allerdings liegt die Schweiz bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder Produkte mit Hilfe der IT abgeschlagen auf dem 18. Platz.
Auch die Schweizer Speditionsbranche befindet sich in einer guten Ausgangslage, Innovationen und neue Technologien ein- und umzusetzen. „Viele Schweizer Speditionsunternehmen nutzen jedoch noch nicht die strategischen Chancen, die Ihnen die IT heute bietet“, sagte Roland Schumacher, CEO, SISA Studio Informatica S.A., auf dem 21. SSC-Luftfrachtseminars in Interlaken (22.-23.01.2015). Es fehle oft der Mut zu den notwendigen Investitionen und internen wie externen Prozessveränderungen. Aber Unternehmen, die nicht auf eine starke Verbindung von IT und Logistik fokussieren, würden mittelfristig nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Wertschöpfungspotenziale liessen sich nur mit einer noch besseren IT-Vernetzung mit Kunden, Dienstleistern und staatlichen Institutionen heben. Bei der nachhaltigen Kundenakquise sei die IT heute bereits ein wichtiger Entscheidungsfaktor.
Cloud basierte Transaktionsplattformen auf dem Vormarsch
In aller Munde sind derzeit Begriffe wie Cloud und Big Data. Bei den IT-Tools sind Transaktionsplattformen auf dem Vormarsch. „Sie machen den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren in der Transportkette einfacher und preisgünstiger und lösen daher zum Teil direkte Schnittstellen zwischen Spediteuren und ihren Partnern ab“, so Schumacher. „Transaktionsplattformen erlauben die Integration branchen- und kundenspezifischer IT-Funktionen und nahe am Cloud-(Web) gebaut ermöglichen Sie problemloses funktionelles und Volumenwachstum.“ Noch kein klarer Trend zeichne sich bei Datenformaten ab. Einerseits mache die Vereinheitlichung von Formaten Fortschritte, anderseits würden immer noch individuelle Datenformate von Kunden gefordert. Nachdem die Luftfrachtindustriestandards ziemlich in die Jahre gekommen seien, würden neue Datenformate (XML etc.) stark an Bedeutung gewinnen, so Schumacher.
eAWB und eFreight
Seit Jahren wirbt der Internationale Lufttransportverband (IATA) für seine Initiativen eAWB, eFreight und Cargo 2000, um die Digitalisierung in der Luftfrachtbranche voranzutreiben. Erreicht wurde einiges. Die Fortschritte liegen jedoch weit hinter den Erwartungen.
Schumacher mahnte, dass beim zähen Kampf um die internationaleMark tdurchdringung digitalisierter Dokumente wie dem elektronischen Luftfrachtbrief (eAWB) das Überdenken der Prozesse nicht vernachlässigt werden dürfe. Die Branche müsse sich fragen, ob alle Dokumente/Prozesse heute überhaupt noch notwendig seien. Angesichts des Margendrucks seien solche grundlegenden Überlegungs- und Handlungsansätze notwendiger denn je.
Abschliessend sagte Schumacher: „Wichtig ist aber nicht nur der Mut zur IT-Investition, um das Dienstleistungsportfolio qualitativ zu verbessern. Der Unternehmer sollte auch den Mut haben, bestimmte Technologien und wunderschöne, nette IT-Tools im Business nicht einzusetzen, wenn sie keinen Nutzen bringen.“
Autor: Roland Schumacher, CEO SISA